Seit dem 16. Jahrhundert hat der Altenberger Dom immer wieder das Interesse von Künstlern auf sich gezogen. Auch heute sind es keinesfalls nur Maler der Region, die sich zu bildlicher Umsetzung des bergischen Domes veranlasst sehen. Dies spricht sowohl für seine architektonische Qualität und das außerordentlich harmonische Verhältnis des Bauwerkes zu der umgebenden Landschaft als auch für die historische Bedeutung Altenbergs.
Die Vielzahl der künstlerischen Bildwerke macht eine vollständige Dokumentation in diesem Rahmen unmöglich, doch sollen einige ausgewählte Beispiele vorgestellt werden. Dabei liegt der Schwerpunkt bewusst auf weniger bekannten Darstellungen.
Die frühesten Abbildungen finden sich in zwei handschriftlichen Chroniken von 1510 und 1517, die beide in der Amtszeit des Abtes Heinrich Rouffer (1496–1517) entstanden und jeweils den Stammbaum des Mutterklosters Altenberg und seiner Tochterklöster und Pfarrkirchen enthalten. Das Pergamentblatt der Chronik von 1517 zeigt in einem Medaillon die von Südwesten gesehene Kirche mit vorgelagerten Abteigebäuden. Das Original befindet sich im Nordrhein-Westfälischen Hauptstaatsarchiv in Düsseldorf.
Die erste Darstellung der gesamten Abtei ist der von Johann Jacob Sartor nach Johann Odendall 1707 angefertigte Kupferstich mit einer Gesamtansicht der Abtei, wobei größter Wert auf die exakte Wiedergabe der Bauten gelegt ist. Diese große Prachtansicht der Abtei ist als Lob auf die barocke Bautätigkeit des Abtes Johann Jacob Lohe (1686–1707) zu interpretieren.
Im frühen 19. Jahrhundert erhielt auch der Altenberger Dom als gotisches Bauwerk einen besonderen Stellenwert in der Landschaftsmalerei; die Gotik galt damals als Gipfel der christlichen Kunst und beflügelte zudem als „altdeutsche“ Kunst das Nationalgefühl. Die ersten Maler, die das Bauwerk vor Ort zeichneten, waren Johann Wilhelm Schirmer und Carl Friedrich Lessing von der Düsseldorfer Kunstakademie. Schirmers älteste Wiedergabe des Altenberger Domes stellt eine Zeichnung von 1828 dar, in der eine Ostansicht der Kirche in eine ansonsten frei erfundene Darstellung integriert ist. Obwohl der Bau seit 1821 nur noch als Ruine existierte, gibt Schirmer ihn als Teil einer idealen mittelalterlichen Klosteranlage wieder.
Ähnlich geht auch Caspar Scheuren mit Altenberger Motiven um, die er als Ausdrucksträger für seine romantischen Bildinhalte einsetzt: Obwohl die Kirche seit 1847 wiederaufgebaut war, erscheint sie in der romantischen Ruinenansicht von 1878 im Zustand ihres stärksten Verfalls. Als realistische Darstellung der Kirche dagegen ist die Choransicht Scheurens von 1834 zu werten: Sie zeigt das offene Südquerhaus, von der Vierung blickt man in die Gewölbe des Langhauses und dessen offenen Dachstuhl. Doch steht hier die Ruine auch als Symbol für die Vergänglichkeit alles Irdischen.
Bei Scheuren lässt sich erstmals auch eine Wiedergabe finden, die die charakteristische Einbettung der Kirche in die sie umgebende Landschaft thematisiert. Bei den Arbeiten des 20. Jahrhunderts nimmt die Vielfalt der Darstellungen zu, der persönliche Standpunkt eines Künstlers wird unabhängig von akademischen Auflagen oder den Konventionen von Schulen. Unter anderem entstehen reine Architekturdarstellungen – Michael Wittschier, 1993 – ohne umgebende Landschaft. Adolf Lins (1911) steht unter dem Eindruck impressionistischer Arbeiten, August Deusser greift um 1915 expressionistische Elemente auf, Anton Räderscheidt skizziert 1953 spontan mit schnellem Pinselstrich, Paul Magar verarbeitet 1981 orphistische Vorstellungen, Eckard Alkers Radierung von 1981 gemahnt an surrealistische Auffassungen, Wolfgang Heuwinkels Übermalungen abstrahieren besonders stark vom realen Gegenstand.
Bis in die neueste Gegenwart ist der Dom ein aktuelles Thema für die Künstler; er eröffnet in der künstlerischen Umsetzung kaleidoskopartig eine Vielzahl verschiedenster Ansichten, deren Fülle unerschöpflich zu sein scheint.
Literatur:
- Karl Eckert, 700 Jahre Altenberg im künstlerischen Bildwerk vom 13. bis zum 20. Jahrhundert (Die Kunstdenkmäler des Rheinlandes, Beiheft 4), Bergisch Gladbach 1956
- Susanne Haydasch-Lehmann, Altenberg in alten und neuen Ansichten, Ausstellungskatalog, hg. vom Altenberger Dom-Verein e.V., Regensburg 1994 (zu beziehen über den Altenberger Dom-Verein, Tel. 02202/30008)
Das Schicksal des Altenberger Kirchenschatzes:
Von dem einst umfangreichen Besitz der Abtei Altenberg an sakralen Geräten, Paramenten, Inventaren und Mobiliar hat sich vor Ort fast nichts erhalten. Bedingt durch das jeweilige Kunstverständnis sind bereits zu Zeiten des Klosters viele Kunstgegenstände abhandengekommen oder verkauft worden.
Mehrten im frühen 18. Jahrhundert die Äbte Jakob Lohe (1686–1707) und Johannes Hoerdt (1739–1779) den Bestand, so schwand der Wohlstand der Abtei zum einen unter dem Druck der politischen Verhältnisse gegen Ende des 18. Jahrhunderts und zum anderen unter dem feudalen Lebensstil des Abtes Franz Cramer (1179–1796, gestorben 1799), der einen Großteil des Abteivermögens für seine privaten Interessen verbrauchte. Aus dem Verkauf der Wertgegenstände, Ringe und Preziosen beglich man nach Abdankung des Abtes einen Teil der durch ihn verursachten Schulden.
Bei der Aufhebung der Abtei im Jahre 1803 wurden unter dem 15. April und dem 29. November zwei Inventarverzeichnisse erstellt. Sie geben Aufschluss darüber, dass in der Abtei keine größeren Reichtümer mehr vorhanden waren.
Die noch erhaltenen Kunstgegenstände des Altenberger Domschatzes kamen nach Düsseldorf und gingen schließlich in den Besitz der Gemeinden St. Lambertus und St. Maximilian über. Auch die katholische Kirchengemeinde St. Pankratius in Odenthal verfügt heute über ehemals der Abtei gehörende Pretiosen.
Literatur:
Paul Redlich, Die letzten Zeiten der Abtei Altenberg, in: Annalen des historischen Vereins für den Niederrhein 72, 1901, S. 102ff.