Geschichte

Der Altenberger Dom, auch Bergischer Dom genannt, ist die ehemalige Abteikirche des 1133 gegründeten Zisterzienserklosters Altenberg. Das Kloster war eine Gründung des Grafen Adolf II. von Berg. Ein erster Kirchenbau wurde 1145 geweiht. Der Grundstein des gotischen Kirchenbaus wurde 1259 gelegt, 1379 erfolgte die Weihe nach der Fertigstellung der dreischiffigen Basilika mit Chorumgang und Kapellenkranz durch Bischof Wikbold von Kulm. Das um 1400 eingesetzte Westfenster gilt als eines der bedeutendsten gotischen Bleiglasfenster nördlich der Alpen. 1496/1517 war die Klosteranlage vollendet. Vom 12. bis ins frühe 16. Jahrhundert diente der Dom als fürstliche Grablege für die Grafen und Herzöge von Berg. Das Kloster wurde 1803 im Zuge der Säkularisation aufgegeben, die Kirche mit dem Patrozinium St. Mariä Himmelfahrt aber weiterhin genutzt. Ein Feuer zerstörte 1815 die Klosteranlage weitgehend, auch der hölzerne Kirchendachstuhl wurde in Teilen vernichtet. Der preußische Staat übernahm und restaurierte die verfallende Kirche von 1834 bis 1847 mit der Auflage, dass sie von der evangelischen wie von der römisch-katholischen Gemeinde simultan als Pfarrkirche genutzt wird (seit 1857). Seit 1894 bis 1911 fanden zahlreiche Restaurierungsmaßnahmen statt, finanziell unterstützt durch den Altenberger Dom-Verein unter Maria Zanders. Im Laufe des 20. Jahrhunderts wurde die weitere Ausstattung des Domes betrieben, u.a. mit einer Nachbildung des Chorgestühls aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts, den Glasfenstern und einer neuen Orgel (1980). In den 1960er Jahren musste die Kirche erneut restauriert werden. Die letzte umfassende Grundinstandsetzung erfolgte von 1996 bis 2005. Im Jahr 2009 wurde die Grundsteinlegung vor 750 Jahren gefeiert. Die katholische und die evangelische Kirchengemeinde bestimmen heute das christliche Miteinander

Von den Anfängen der Zisterzienser

Im 11. Jahrhundert fanden viele monastische und kirchenreformerische Bewegungen statt. In der Amtskirche kam es zu einer großen Auseinandersetzung, dem Investiturstreit. Diese entzündete sich an den Problemen der Amtskäuflichkeit und der Priesterehe und endete in einem Ringen zwischen König und Papst um die Vorherrschaft einer der beiden Gewalten. Innerklösterliche Reformen führten im Mönchtum zu einer Rückbesinnung auf die Ideale des frühen mönchischen Lebens. Vor diesem Hintergrund kommt es zur Gründung des Klosters Citeaux (Cistercium) bei Dijon, das dem Zisterzienserorden seinen Namen gab.

Gegenüber dem Benediktinermönchtum legte der Zisterzienserorden zahlreiche Neuerungen fest:

  • den Verzicht auf Einkünfte aus Grundrechten und weitere Herrschaftsrechte
  • die Verpflichtung der Mönche zu Handarbeit
  • die Unterstützung bei der Bewirtschaftung des Landes durch Laienbrüder (Konversen)
  • die Gründungen von Klöstern nur in abgelegenen Gebieten
  • die Ablösung des schwarzen Ordenshabits durch das weiße Chorkleid und die graue Reisekukulle, die den Ordensangehörigen den Namen „graue Mönche“ gab

Verbreitung des Ordens

Mit der Festlegung des „ordo cisterciensis“ wurde eine Ordenssatzung nach der Benediktiner-Regel festgelegt, die auch die einheitliche Verbreitung des Zisterzienserordens ermöglichte. Jede dieser Zisterzen war prinzipiell unabhängig von ihren Schwesterklöstern; Neugründungen, die „Tochterklöster“, bildeten mit dem Mutterkloster einen Verband (Filiation), in dem der Abt des Mutterklosters über die Befolgung von Regel und Statuten zu wachen hatte.

Bernhard von Clairvaux widmete sich Zeit seines Lebens dem Wachstum des Ordens. Bis zu Bernhards Tod im Jahre 1153 hatte allein Clairvaux 69 Tochterklöster gegründet. Das in der Nähe der lothringischen Grenze gelegene Morimond bildete den wichtigsten Ausgangspunkt für die Gründungen auf deutschem Boden. Auch Altenberg (1133) und Kamp am Niederrhein (1123) trugen in den folgenden Jahrzehnten federführend an der Ausbreitung des Ordens nach Osten im mitteldeutschen und polnischen Raum bei.

Die Regeln der Ordensbrüder

Das Gebot der Weltflucht sollte den Ordensbrüdern ein Leben ohne störende Einflüsse ermöglichen; deshalb wurden die Klöster möglichst in unzugänglichen Gebieten errichtet und hatten wirtschaftlich unabhängig zu sein. Im Idealfall war alles Lebensnotwendige innerhalb der Klostermauern vorhanden. Der Armutsgedanke fordert nicht nur die Armut jedes einzelnen Mönches, sondern auch des Klosters und der Kirche, die sich in der Schlichtheit der Räume, in einfachen Geräten für den Gottesdienst, im Fehlen von Türmen und bildlichen Darstellungen und in unverputzten, ungeschmückten Wänden ausdrückte. So entstand eine eigene zisterziensische Baukunst. Die einzelnen Konvente hatten ihre Klöster selbst zu bauen. Waren behelfsmäßige Klosterbauten errichtet – oder, wie im Fall von Altenberg durch die aufgegebene Burg bereits vorhanden – begannen die Mönche mit dem Bau der Kirche.

Anfang 12. Jahrhundert: Familiensitz und Klostergründung

Um die Mitte des 11. Jahrhunderts hatte sich die Familie der Grafen von Berg (Bruno III) zwischen Ruhr und Sieg einen ansehnlichen Herrschaftskomplex aufbauen können. Der Stammsitz war die Burg „Berge“ im Dhünntal. Im Zuge der Ausweitung ihres Herrschaftsbereichs errichteten die Grafen eine neue Burg an der Wupper, wo sie fortan residierten.

Die nun frei gewordene Burg im Dhünntal sollte dennoch als fester Bezugspunkt für die Familienmitglieder über Generationen hinweg erhalten bleiben und die Bedeutung der Familie nach außen markieren. Mit der Gründung eines Klosters versprach man sich, eine Kirche als Grablege für die Familie zu erhalten und eine Mönchsgemeinschaft heranzuziehen, die in Gebeten für das Seelenheil der Verstorbenen sorgte. Der Sage nach aber war der Auslöser für die Klostergründung eine blutige Schlacht, die der Herzog von Limburg gegen den Herzog von Brabant führte. Die Brüder Adolf und Eberhard waren glücklich und gesund aus ihr heimgekehrt und beschlossen, als Zeichen der Sühne ihre Burg in ein Kloster umzuwandeln.

Graf Eberhard von Berg, der Bruder des Stifters Adolf, war 1129 in das Zisterzienserkloster von Morimond eingetreten, er veranlasste die Klostergründung in dem ehemaligen Familiensitz. So kamen 1133 unter dem Abt Benno zwölf Mönche aus Morimond nach Altenberg. Schon bald nach dem Einzug der Mönche erkannte Abt Benno die ungünstige Lage des Klosters auf einem Berg und verlegte dieses in das Dhünntal, was den Bedürfnissen der Klostergemeinschaft mehr entsprach. Auch der Wunsch der Altenberger Mönche nach einem größeren und günstiger gelegenen Bauplatz dürfte diesen Entschluss bestärkt haben. Somit entstand auf dem heutigen Areal nach dem Vorbild zisterziensischer Klosteranlagen das Kloster Altenberg.

12. Jahrhundert: Erste Blütezeit

Bereits im Jahre 1145 wurde „zur Ehre und zum Ruhme Christi, der heiligsten Jungfrau Maria und anderer Heiliger“ eine erste Kirchenweihe in Altenberg vollzogen. Das Kloster erfreute sich in der Folgezeit der großzügigen Förderung durch die Grafen von Berg, die ihr „Hauskloster“ mit zahlreichen Schenkungen bedachten. Privilegien der Päpste und der Kölner Erzbischöfe sicherten die Besitzungen der Abtei und befreiten sie von vielen Verpflichtungen und Abgaben.

Die Blüte Altenbergs im 12. Jahrhundert verdeutlicht die Gründung von fünf Töchterklöstern:

  • Benden bei Brühl
  • Mechtern/ Apern in Köln
  • Kentrup in Hamm
  • Hoven/Marienborn bei Zülpich
  • Wöltingerode bei Goslar
  • Georgenbusch/St. Jöris bei Aachen

Seit der Mitte des 13. Jahrhunderts gründeten die Zisterzienser in ganz Europa Studienhäuser für die Ausbildung des Ordensnachwuchses. Die Ausweitung des Grundbesitzes machte es unmöglich, dass dieser nur von den zum Kloster gehörenden Konversen bewirtschaftet wurde. Etwa seit der Mitte des 14. Jahrhunderts sind in den Quellen auch weltliche Bedienstete nachgewiesen, die sich um den Ackerbau der Wirtschaftshöfe (Grangien), die Mühlenwirtschaft und die Fischteiche bemühten.

Krisen und Wiederaufbau

In der Mitte des 15. Jahrhunderts geriet die Abtei in wirtschaftliche Schwierigkeiten, die nicht zuletzt durch hohe Steuerschulden verursacht wurden. Eine Erweiterung des klösterlichen Besitzes fand nicht mehr statt, Altenberg musste sich darauf beschränken, Vorhandenes zu bewahren.

Auch die Klosterzucht geriet in Unordnung. Die in der Regel Benedikts und in den Zisterzienserstatuten vorgegebene Askese lockerte sich, das Gebot der Armut wurde durch einige Mönche, die über persönliche Leibrenten verfügten, missachtet. Damit wurde der Verfall der klösterlichen Disziplin und Geisteshaltung vorbereitet.

Um die Wende zum 16. Jahrhundert unter den Äbten Arnold von Monnikendam (1467–1490) und Heinrich Rouffer von Brauweiler (1496–1517) besserte sich die klösterliche Disziplin wieder. Sparsame Wirtschaftsführung und eindringliche Anweisungen zu sittlicher Lebensführung beseitigten schließlich die Missstände. Derart gefestigt trat Altenberg in das Zeitalter der Reformation ein und überstand diese im Gegensatz zu den meisten seiner Töchterklöster unbeschadet.

Doch die Auseinandersetzung der folgenden Jahrzehnte – zunächst der Kölner Krieg (1583–1589) um den Versuch des Kölner Erzbischofs, sein Kurfürstentum zu säkularisieren, dann der niederländische Freiheitskampf gegen Spanien und schließlich der Dreißigjährige Krieg (1618–1648) – bedingten den wirtschaftlichen Niedergang der Abtei in dieser Zeit.

17. Jahrhundert: Wiederaufbau und letzte Blütezeit

Es folgte jedoch eine über hundert Jahre währende Periode des ungestörten Wiederaufbaus und steigenden Wohlstandes. Bedeutende Persönlichkeiten an der Spitze der Abtei, die Äbte Melchior Mondorf (1627–1643), Johannes Blankenberg (1643–1662), Johannes Henning (1707–1720) und Johannes Hoerdt (1739–1779), führten Altenberg zu einer neuen Blüte klösterlichen Lebens. In dieser Zeit errang Altenberg die hegemoniale Stellung in der niederdeutschen Provinz des Zisterzienserordens, der sich – unter dem zunehmenden Einfluss der Nationalstaatlichkeit – in Kongegrationen aufgespalten hatte.

Abt Johannes Blankenberg gelang es, dem Zisterzienserorden neue Niederlassungen in den von den Lutheranern „eroberten“ Gebieten des heutigen Niedersachsen zu schaffen. Das unter diesem Abt angelegte Notatenbuch weist zahlreiche Anschaffungen von kirchlichem Gerät und Kunstgegenständen aus. Im ausgehenden 17. Jahrhundert entfaltete sich im Kloster eine rege Bautätigkeit; Klostergebäude und Gutshöfe wurden instandgesetzt, zahlreiche Um- und Neubauten durchgeführt.

Säkularisation:

Der endgültige Niedergang der Abtei begann unter Abt Franz Cramer (1779–1796). Sein ausschweifender Lebensstil verbrauchte selbst die Reserven des Klosters, so dass der Konvent in Rom schließlich seine Abdankung erzwang. Zudem verlor Altenberg seine reichen linksrheinischen Besitzungen, als im Frieden von Lunéville das linksrheinische Rheinland Frankreich zugesprochen wurde.

Der letzte Abt von Altenberg, Joseph Greef (1796–1803) konnte zwar noch die Ausgaben des Klosters einschränken und durch Verpachtungen versuchen, die wirtschaftliche Lage zu verbessern, doch begann im Zuge der anstehenden Klosteraufhebungen die Vorbereitung zur Säkularisierung Altenbergs (Verweltlichung/Loslösung von der Kirche) mit einer ersten Bestandsaufnahme des Besitzes.

Der bewegliche und unbewegliche Besitz wurde als Grundlage zu dem anstehenden Verkauf inventarisiert. Am 30. November 1803 verließen die Mönche, einen Tag später der Abt Joseph Greef das Kloster. Das Mobiliar der Abtei wurde im Januar und Februar 1804 versteigert.

19. Jahrhundert: Zerfall und Wiederaufbau des Gebäudes:

1805 wurde die Abtei zum Verkauf angeboten und im März 1806 von dem Kölner Händler Johann Heinrich Pleunissen erworben. Ihm wurde auferlegt, die Kirche dem Gottesdienst offenzuhalten. Seine Erbin verpachtete die Klostergebäude an die Chemiker Johann Gottfried Wöllner aus Dünnwald und Friedrich Mannes aus Remscheid. Sie richteten eine Berliner-Blau-Fabrik ein, die in der Nacht vom 6. zum 7. November 1815 explodierte. Der Brand vernichtete die Klostergebäude und äscherte auch einen Teil des hölzernen Kirchen-Dachstuhls ein.

Simultankirche Altenberg:

Die Kirche der ehemaligen Zisterzienserabtei Altenberg wird seit 1857 simultan von der Katholischen und von der Evangelischen Kirchengemeinde Altenberg genutzt. In Deutschland entstanden viele Simultaneen in der Zeit nach der Reformation, bedingt durch die konfessionellen Umschichtungen des 16. Jahrhunderts.

Auch nach der Auflösung des Klosters Altenberg 1803 wurden in der Kirche weiterhin Gottesdienste gefeiert, bis die Baufälligkeit dies unmöglich machte. 1833 lag die Kirche halb in Trümmern und wurde als Steinbruch genutzt. Kronprinz Friedrich Wilhelm von Preußen setzte sich für den Wiederaufbau der Kirche ein, da sich hier unter anderem auch die Grablegen seiner Vorfahren befanden. Sein Vater Friedrich Wilhelm III., König von Preußen, durch Schenkung inzwischen Eigentümer der Ruine geworden, bewilligte mehrmals große Summen, um den Wiederaufbau zu finanzieren, allerdings unter der Bedingung, dass in der Kirche des ehemaligen Klosters nun auch die evangelischen Christen Gottesdienste feiern durften – das Gotteshaus also simultan zu nutzen sei.

1847 war der Wiederaufbau beendet, doch sollte es noch weitere zehn Jahre dauern, bis die Kirche schließlich wieder genutzt wurde. Die Beteiligten stritten um den paritätischen Gebrauch des Domes sowie um die Aufteilung der Kirche nach Raum oder Zeit. 1856 schließlich entschied der preußische König, dass der Altenberger Dom unter den beiden Gemeinden der Zeit nach zu teilen sei: Sowohl an Sonn- als auch an Werktagen sollte die Kirche von 8 bis 10 Uhr morgens sowie von 13 bis 15 Uhr nachmittags den Evangelischen zur Verfügung stehen, die restlichen Stunden des Tages der katholischen Gemeinde.

Mit der Aufnahme des Gottesdienstes 1857 waren die Unstimmigkeiten jedoch nicht beendet. Die Nutzung der Kirche blieb weiterhin strittig. Die Gerichte wurden bemüht, Gutachten angefertigt. Doch blieb die Regelung, wie sie einmal getroffen worden war. Heute ist die zeitliche Regelung zur Routine geworden, Ökumene in Altenberg alltäglich: Die Kirche gehört dem Land Nordrhein-Westfalen als dem Rechtsnachfolger des preußischen Staates, beide Kirchengemeinden nutzen sie als gleichberechtigte Partner und üben gemeinsam das „Hausrecht“ aus.

Nach den mit Unterbrechungen fast ein Jahrhundert währenden Streitigkeiten näherten sich beide Gemeinden einander an: 1968 wurde der erste gemeinsame Gottesdienst gefeiert, vier Jahre später konstituierte sich der Christenrat, der sich aus Mitgliedern des katholischen Pfarrgemeinderates und des evangelischen Presbyteriums zusammensetzte und gemeinsame Belange erörtern sollte. Daraus ging der Ökumenerat hervor. Dass Altenberg eine Stätte der Zusammenarbeit beider Konfessionen ist, zeigte beeindruckend der erste ökumenische Kirchentag 1994. Von 1984 bis 2005 gab es einen gemeinsamen Pfarrbrief, den „DOMblick“, und weitere Aktionen, so z.B. die Beteiligung der evangelischen Gemeinde an der katholischen Fronleichnamsprozession.

Weitere Informationen über die simultane Nutzung des Altenberger Domes in: A. Zurstraßen, Von der Säkularisation zur Simultanen Nutzung – das Schicksal des Altenberger Domes nach 1803, in: Klosterkultur und Säkularisation im Rheinland, hg. von G. Mölich, J. Oepen, W. Rosen, Essen 2002, S. 163ff (Publikation des LVR)

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