Prof. Dr. Stefanie Lieb, Universität zu Köln
Kirchen als Erinnerungsorte
Kirchen sind per se Erinnerungsorte. In jeder Mess- und Abendmahlsfeier wird der Passion und des Erlösungswerks Christi gedacht. In katholischen Kirchen wird durch das Patrozinium und das Reliquien-Depositum in geweihten Altären an heilige Personen erinnert. Diese Präsenz ermöglicht gläubigen Menschen die Ansprache für Klage, Trost und Dank. Trotz der vermeintlichen Zeitlosigkeit dieses sakralen Memoria-Konzepts sind auch kirchliche Erinnerungsorte einem Wandel unterworfen, der mit veränderten Vorstellungen des „Heiligen“ einhergeht und – so die These – eines transformierten architektonisch-künstlerischen Rahmens bedarf. Auch in historischer Perspektive sind Kirchen Erinnerungsorte, vielerorts sind Gedenkorte an die Toten der beiden Weltkriege und die Zerstörung der Städte im Zweiten Weltkrieg integriert. Schließlich sind Kirchen kulturelle Erinnerungsorte: ein säkulares Konzept, das einen Widerhall im Menschenrecht auf kulturelle Teilhabe findet. Die verschiedenen Konzepte von Erinnerung kreuzen sich in den Kirchenbauten. Der Vortrag beleuchtet diese verwobenen Konzepte und die Bedeutung von Transformationsprozessen aus theologischer, kunsthistorischer und architektonischer Perspektive und anhand vieler anschaulicher Beispiele.
Für Mitglieder des ADV ist der Eintritt frei.